Meinung

Wiedereinführung der Wehrpflicht: Für wen darf ich sterben?

Wiedereinführung der Wehrpflicht: Für wen darf ich sterben?
Flughafen Köln-Bonn: Bundeswehrsoldaten tragen den Sarg eines gefallenen Kameraden

Kriegsminister Pistorius will im Indopazifik, Sprachgenie Baerbock in Gaza, Feldmarschall in spe Kiesewetter in der Tiefe Russlands endlich für Ordnung sorgen und der Sargnagel der FDP, Strack-Zimmermann, weiß auch schon, wo man das nötige Kanonenfutter dafür zusammenkratzt.

von Josef Thoma

Schon der nach eigener Einschätzung größte Feldherr aller Zeiten hatte es leidvoll erfahren müssen: Wenn man gegen den Rest der Welt Krieg führt, braucht man genug Menschenmaterial. Deshalb sollen nun zunächst an 900.000 wehrfähige Personen Musterungsbögen verschickt werden. Jeder Reservist muß also nun Auskunft geben, ob er sich für den Krieg, fürs Töten und fürs Getötetwerden eignet.

Die meisten derjenigen, die so wacker über Kriegstüchtigkeit und über Krieg schwadronieren, wissen offensichtlich nicht, was Krieg bedeutet. So seltsam das klingen mag: Aus den Rohren der Feldhaubitzen kommen nun mal keine Negerküsse. Jagdbomber feuern kein Wärmepumpen und bei der Flucht vor der Feuerwalze eines Napalmangriffs reduziert sich die Frage, ob man nicht wieder mal sein Geschlecht wechseln könnte, auf ein Problem von eher untergeordneter Bedeutung.

Vergessene Bilder des Grauens
Wenn Sie wirklich wissen wollen, was Krieg in all seiner unappetitlichen Grausamkeit bedeutet, hören oder lesen Sie die Berichte amerikanischer Helikopterpiloten, die in den Jahren 1964 bis 1973 verwundete Soldaten aus dem vietnamesischen Dschungel herausholten. Da lagen sie auf- und nebeneinander auf dem Boden des Laderaums, mit heraushängenden Gedärmen, Blut spritzte aus den Stümpfen weggeschossener Gliedmaßen bis an die Decke und die, die noch lebten, riefen nach ihrer Mutter. Nach der Landung wurden die Überreste aus dem Flieger getragen, und dann kamen die mit den Wasserschläuchen, um die Ladefläche von Blut zu säubern – für den nächsten Einsatz.

Und wofür – und auf wessen Befehl – sind sie gestorben? Auf die Schlachtbank wurden sie getrieben von Politikern, deren Hauptanliegen es war, den Preis für einen Waffenstillstand in die Höhe zu treiben, den kommenden Wahlkampf nicht zu gefährden, dem politischen Gegner eins auszuwischen, sich als tatkräftige Helden in Szene zu setzen und ihre ganz persönlichen kruden Phantasien von Gott und der Welt zu verwirklichen. Gestorben für nichts und wieder nichts!

Sterben für den politischen Ruhm kriegsgeiler Sandkastenfeldherrn?

Auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen, vielleicht, weil Sie zu viele Siegesparaden und Werbefilme des Militärs gesehen haben: Jeder Soldat ist in letzter Konsequenz auch zum Sterben da. Der Schriftsteller Joachim Fernau hat einmal geschrieben: “Sterben ist schwer – für etwas sterben ist leicht.” Naja; ganz so sicher bin ich mir da nicht. Fragen Sie mal die Hinterbliebenen. Und die Zerfetzten, Verbrannten, Verstümmelten würden dazu vielleicht auch gerne noch etwas sagen, aber für sie ist es dazu zu spät. Wenigstens haben nicht den Schuss, der sie tötete, nicht gehört.

Nun stellt sich für jede Armee, für jedes Militär seit Menschengedenken die immer und immer wieder gestellte und ebenso oft ängstlich gemiedene Frage, für wen eigentlich Soldaten töten und sich töten lassen müssen; wer – und mit welchem Recht – ihnen hierfür den Befehl geben darf. Oder, wenn Ihnen das nicht deutlich genug ist: Müssen die Menschen es sich immer und immer wieder gefallen lassen, zum ewigen politischen Ruhm eines jedweden kriegsgeilen Schnösels und Sandkastenfeldherrn, zu Verstümmelung, Invalidität und Tod befohlen zu werden, nur weil diese es auf der Partei- oder sonstigen Karriereleiter nach oben geschafft haben und dort möglichst lange bleiben wollen?

Deutschland wurde nicht angegriffen!

Ich bin kein realitätsferner Träumer: Sich und und vor allem all diejenigen, die einem lieb und teuer sind, bei einem direkten Angriff zu verteidigen, ist in meinen Augen eine Selbstverständlichkeit. Von daher waren der Spruch der vereinten deutschen Linken “Lieber Rot als Tot” wie auch die Wehrdienstverweigerungen eines nicht geringen Teils unserer derzeit regierenden Klasse für mich nichts anderes als ein Ausdruck persönlicher Feigheit.

Aber: Weder in der Ukraine noch in Indochina noch in Ghaza und auch nicht am Hindukusch, um diesem schwachsinnigen Spruch endlich die letzte Ehre zu geben, wurde Deutschland angegriffen. Ganz im Gegenteil: Im Falle der Ukraine hatte man Verträge gebrochen, sich Friedensverhandlungen verweigert, die Gegenseite provoziert, wo immer sich Gelegenheit dazu bot, um dann Zeter und Mordio zu schreien, als der Provozierte genau das machte, was man von ihm erwartet hatte.

Noch nicht irre genug

Im Deutschland unserer Tage ist all das aber noch nicht irre genug: Da wurde vor dem Landgericht in Halle in einem der wohl bescheuertsten Prozesse der Nachkriegszeit ein Politiker unter dem Gejohle der Altparteien für den Spruch “Alles für Deutschland” abgestraft. Auf der anderen Seite kann es denselben Polit-Krakelern nicht schnell genug gehen, das Volk endlich wieder “kriegstüchtig” zu machen, was de facto ja nicht anderes heißt, als im Bedarfsfall Gesundheit und Leben, also buchstäblich “Alles für Deutschland“, hinzugeben.

Apropos: “Deutschland” hört sich in Deutschland inzwischen so an: „Ich wollte, dass Frankreich bis zur Elbe reicht und Polen direkt an Frankreich grenzt.“ Das sagte die Grünen-Politikerin Sieglinde Frieß im Deutschen Bundestag. Und der ebenfalls grüne Vizekanzler Robert Habeck sprach die Worte: „Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht.“ Und jetzt frage ich Sie noch einmal: Für wen sollen wir, unsere Kinder und Enkelkinder, bitteschön sterben?

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